
Inspiration, Destinations, Trends
earthwalker: Erlebnisse mit Locals
Als Reiseleiter lernte Eric Richter lokale Guides persönlich kennen und erkannte: Durch die Augen eines Einheimischen ändert sich die Perspektive.
earthwalker ist eine andere Art von Reiseveranstalter. Reisen in achtzehn Ländern werden in enger Zusammenarbeit mit lokalen Guides organisiert. Das bedeutet Insidertipps, Lieblingsorte und authentische Erlebnisse. Die Gruppen sind klein, und Gäste und Guides können sich schon vor Beginn der Reise kennenlernen. Wir haben mit earthwalker-Gründer Eric Richter gesprochen, um herauszufinden, was ihn inspiriert hat, earthwalker ins Leben zu rufen – und wie er dieses ungewöhnliche Jahr übersteht.
Wie ist earthwalker entstanden?
earthwalker ist eigentlich durch Zufall entstanden. Ich habe zuerst in der Druckbranche meine Ausbildung gemacht und dort gearbeitet, durch meine Reiseleidenschaft hat es mich dann ins Marketing bei einem mittelständischen Reiseveranstalter verschlagen. Kurze Zeit später habe ich mich als Reisebegleiter selbständig gemacht und für Veranstalter Gruppenreisen vor Ort betreut. Dabei durfte ich viele Länder kennenlernen. Während der engen Zusammenarbeit mit den Reiseleitern kam mir die Geschäftsidee, ich wollte sie mehr in den Fokus der Reise nehmen, maßgeblich an der Reiseplanung beteiligen und ihnen die Möglichkeit geben, eigene Ideen einfließen zu lassen. Der Reiseleiter ist die wichtigste Person bei einer geführten Gruppenreise. Ich fragte mich also, warum übernimmt er oder sie nicht den entscheidenden Teil der Reiseplanung und kann so den Gästen genau das zeigen was ihnen am meisten Spaß macht. Denn mit den Augen eines Einheimischen kann ich mein Reiseziel viel intensiver erleben. Nach einigen Monaten der Planung habe ich dann die earthwalker GmbH gegründet.
Die Guides von earthwalker sind Einheimische – von Myanmar bis Kolumbien. Wie findet ihre eure Guides? Wie heben sich eure Guides von herkömmlichen Touristenführern ab? Wie kann man seinen Guide bereits vor Reiseantritt kennenlernen?
Während ich für andere Veranstalter unterwegs war, habe ich ein großes Netzwerk an zertifizierten Reiseleitern aufbauen können. Mit den meisten Guides von earthwalker bin ich also schon selbst mehrere Tage oder Wochen gereist. Die wenigen, mit denen ich noch nicht selbst gereist bin, habe ich durch sehr vertrauenswürdige Quellen vermittelt bekommen. Durch eine intensive Reiseplanung lernt man sich durch Telefonate und E-Mail-Kontakt aber auch schon ziemlich gut kennen.
…der Unterschied zu traditionellen Touristen-Guides? Das Konzept von earthwalker sieht vor, dass der Kunde bereits vor Reiseantritt weiß, wer ihn während seiner Reise begleiten wird. Die earthwalker-Guides haben auch ein höheres Engagement als vielleicht anderswo, denn sie haben ja auch ihre eigene Reise mit viel Liebe entwickelt.
Wie kann ich meinen Guide vorab kennenlernen? Auf unserer Webseite earthwalker.guide hat jeder unserer Guides ein eigenes Profil mit Foto und einer kurzen Beschreibung. So kann der Kunde schon mal einen groben Eindruck von der Person vor Ort bekommen. Wir sind auch gerade dabei einen Gruppenchat einzurichten. Nachdem man die Reise gebucht hat und in wenigen Tagen die Reise beginnen soll, kann man sich dort sowohl mit den anderen Reiseteilnehmern austauschen, als auch mit dem Reiseleiter. Allerdings kann das nicht immer garantiert werden, da die Guides saisonbedingt auch wenige Tage vor der nächsten Reise noch auf anderen Touren sind. Gerade jetzt, durch die Corona-bedingte Zwangspause versuchen viele Guides ihren Kalender möglichst voll zu bekommen, sobald der Tourismus wieder hochfahren kann.
Welche Veränderungen erlebst du aufgrund des Coronavirus bei der Reiseplanung und in der Branche generell?
Die meisten Reisenden planen jetzt natürlich viel kurzfristiger und regionaler. Das macht es für uns als Reiseveranstalter jedoch nicht einfacher. Viele Hotels, Aktivitäten und auch Flüge werden lange im Voraus reserviert und teilweise angezahlt. Da ist es für uns natürlich angenehmer je früher der Kunde bucht. Aber kurzfristigere Buchungen sind eine Herausforderung, mit der wir leben müssen und die wir auch weiter ausbauen müssen. Denn ich glaube der Trend geht dahin, dass die Reisen immer kurzfristiger gebucht werden – und diesen Gegebenheiten müssen wir uns als Dienstleister anpassen. Auch für die Guides vor Ort ist es nicht ideal, denn sie arbeiten oft für mehrere Veranstalter auf Honorarbasis und versuchen ein regelmäßiges und planbares Einkommen zu erwirtschaften, von dem man leben kann.
Viele Reisende sind nun auch regionaler unterwegs, aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten und um das Risiko einer Quarantäne zu umgehen. Aber ich denke auch vorher gab es schon einen leichten Trend zur Regionalität – um die Umwelt zu schonen. Ich bin mir aber sicher, dass die Fernziele weiterhin interessant bleiben, vor allem für Kunden von Spezialreiseveranstaltern. Ich gehe auch davon aus, dass in ein paar Jahren die Antriebstechnologie von Flugzeugen verbessert sein wird und so auch das Fliegen „grüner“ wird.
Das Coronavirus hat die Reisebranche natürlich kräftig durchgeschüttelt und es ist auch noch lange nicht vorbei. Wenn in anderen Branchen die Arbeitsleistung wieder hochgefahren wird, bzw. die Leute aus dem Homeoffice zurückkehren, kommen die wahren Auswirkungen der Krise auf den Tourismus erst in ein paar Monaten zum Vorschein. Das Virus und die Einschränkungen der Politik und des Auswärtigen Amtes haben viele deutsche, mittelständische Reiseunternehmen in Schwierigkeiten gebracht. Ich vermute, hier wird es noch einige weitere in die Knie zwingen oder zumindest zu drastischen Sanierungsmaßnahmen bewegen. Ich fürchte, diese Sparmaßnahmen werden auch dazu führen, dass am Natur- und Tierschutz gespart wird und damit wertvolle Projekte nicht mehr weiter finanziert werden. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir weiterhin reisen.
Da earthwalker noch ein junges StartUp-Unternehmen ist, können wir leichter Kosten reduzieren, als es die größeren Unternehmen können. Das verschafft uns ein wenig Zeit.
Was ist der Vorteil eine Reise über einen Reiseveranstalter zu buchen – besonders in Zeiten wie diesen?
Man hat so natürlich einen verlässlichen Ansprechpartner, der einem bei Problemen zur Seite steht. Aber auch rein rechtlich hat der Reisegast einige Vorteile, wenn er bei einem deutschen Reiseveranstalter oder über ein Reisebüro bucht. Zum einen ein Stück mehr Sicherheit – die Zahlungen der Gäste sind über den Sicherungsschein, den man bei der Buchung erhält, abgesichert. Das bedeutet, sollte der Veranstalter aus irgendwelchen Gründen die gezahlten Beträge nicht zurückzahlen können, obwohl diese fällig sind, bekommt der Gast sein Geld auf jeden Fall zurück. Zudem ist sichergestellt, hat man erstmal eine Reise begonnen, dass man diese Reise wie geplant zu Ende führen kann, sollte es nicht durch Umweltkatastrophen oder z.B. Pandemien verhindert werden. Aber auch dabei hat der Kunde wieder einen Vorteil, wenn er bei einem deutschen Veranstalter gebucht hat – denn dieser hat eine Rückholpflicht und muss den Kunden auf seine Kosten sicher zurückbringen.
Der Kunde hat sein Geld und die gesamte Reise abgesichert, denn der Veranstalter ist eigentlich für alles verantwortlich. Bei einem Supergau wie der Corona-Pandemie kann das natürlich kein Veranstalter abdecken und jeder ist auf den Einsatz der Bundesregierung angewiesen. Da diese Gesetzgebung für die Unternehmen ein Risiko birgt und auch ein Ungleichgewicht zum Vorteil des Reisegastes darstellt, arbeitet die Branche auch daran, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Aber aktuell kann der Endkunde guten Gewissens und sorgenfrei die nächste Reise buchen, man muss eben nur zum Umbuchen bereit sein, sollten doch die Grenzen schließen und die Reise nicht möglich sein.
Was empfiehlst du den Reisenden gerade jetzt? Reisen lokal? Wie gewohnt? Buchen die Reise im nächsten Jahr – aber mit Reiserücktrittsversicherung?
Wie gewohnt und gerade jetzt! Vor ein paar Wochen habe ich mit einem Freund aus Hamburg gesprochen, er war von seinem Aufenthalt in Athen sehr begeistert – bei den Sehenswürdigkeiten kein Anstehen, man wird überall herzlich empfangen, die Leute haben Zeit und man fühlt sich fast wie ein Einheimischer, denn es waren so gut wie keine anderen Touristen in Sicht. Genauso ist es beispielsweise in der Serengeti in Tansania oder in Rom. Das Kolosseum, die vatikanischen Museen – jetzt hat man so viel Platz und Zeit wie schon lange nicht mehr. Also mein Tipp: Jetzt die großen, berühmten Bauwerke, Nationalparks und Museen ansehen, so lange die Mehrheit noch zu Hause sitzt.
Gibt es etwas, was du dir von dieser allgemein “Verlangsamung” erhoffst? Gibt es positive Aspekte?
Ich denke der Fortschritt wurde nun etwas beschleunigt. Durch die Einschränkungen wurde aufgezeigt, wie wichtig die Digitalisierung ist. Einfache Prozesse, Bezahlverfahren, organisatorisches, usw. muss und kann schneller, effizienter und sicherer gehen. Ich hoffe dies wird auch zum Anlass genommen, um mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren. So hoffe ich auch, dass wir schon bald mit der richtigen Energiequelle umweltfreundlich, also ohne die Erde negativ zu belasten, reisen können – egal ob mit dem Auto, der Bahn, dem Bus oder dem Flugzeug.
Aber diese „Verlangsamung“ hat auch einige Bereiche aufgedeckt, die schon längst hätten überarbeitet und neugedacht werden müssen. Bezogen auf den Tourismus werden jetzt einige Gesetze untersucht und angepasst, die Geschäftspartner in der „Lieferkette“ reden über neue, fairere Bedingungen und die gesamte Branche ist näher zusammengerückt.
Zudem kann man sagen, dass der zerstörerische Massentourismus erst einmal eingedämmt ist.
Wie stillst du dein Fernweh jetzt?
Ich kann natürlich noch von meinen zahlreichen Reisen aus den letzten Jahren zehren. Da bin ich leider teilweise viel zu schnell gereist, um alles in Ruhe verarbeiten zu können. Von daher gehe ich immer mal wieder ein paar Fotos durch und erfreue mich an den Erinnerungen. Aber ich schaue mir auch gern mal eine Doku an und lasse mich inspirieren. Aber es ist schon etwas anderes, wenn man live vor Ort ist, nicht nur sehen, sondern auch fühlen, riechen und schmecken kann. Ich liebe es, verschiedene Gerichte und Spezialitäten des Landes zu probieren. Zudem ist der Kontakt mit anderen Menschen durch nichts zu ersetzen.
Aber ich denke, die Zuversicht, dass man bald wieder unbesorgt ferne Orte besuchen kann, stimmt mein Fernweh noch gelassen. Sicher muss man bedenken, dass es nicht exakt so sein wird, wie vor ein paar Jahren. Aber das ist ja völlig normal, unser Alltag ist auch nicht mehr wie zuvor – die Erde dreht sich immer weiter und die Dinge werden sich immer verändern. Wir müssen lernen, uns daran anzupassen.
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